Let’s Gossip! Warum brauchen wir Stars?

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Brauchen wir Stars? Stellt man diese simple Frage im Freundes- und Bekanntenkreis lautet die Antwort meist genauso simpel: „Klar, für den Gossip!“. Richtig, Prominenz bietet Gesprächsstoff. Hier ist das Haar zu blond, da das Kleid zu kurz, das Outfit zu eng und überhaupt, dieser letzte Auftritt? Ein Touch zu viel Helene Fischer.

So weit so bekannt. Seien wir ehrlich, ein bisschen „Gossip“ steckt in jedem von uns. Es ist aber auch praktisch, Gemeinsamkeiten auszutauschen, indem man belächelt und beurteilt. Während wir uns von etwas oder jemandem abgrenzen, definieren wir uns ein Stück weit selbst. Oft fällt es so leichter, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. In so einer netten, kleinen Klatsch- und Tratsch-Runde geht es nicht um die Leistung, geschweige denn die Kunst selbst. Es ist der Künstler als Marke, dem der Sensationshunger gilt. Jedes Interview, jeder Fernsehauftritt, jeder vermeintliche Einblick in das Privatleben formt in der Gesamtheit ein Künstler-Image. Wir glauben die Person zu kennen, über die wir schon so viel gehört und gesehen haben und übersehen viel zu oft den Schleier der Medien.

Natürlich bedeutet Erfolg nicht zwangsläufig, als Süßstoff beim Kaffeeklatsch zu enden. Genauso gut kann ein Künstler zum Fixstern eines Publikums werden. Wer Namen und Gesichter kennt, der kennt sich aus. Schließlich möchte man ja wissen, mit wem man es im Konzertsaal zu tun hat, wer mit wem zusammen gearbeitet hat und auf den internationalen Bühnen herumstolziert. Wer sich als Musiker einen Namen gemacht hat, setzt Maßstäbe. Eine Anna Netrebko oder Anne-Sophie Mutter kann so zur Richtlinie für die persönliche Qualitätsbewertung werden.

Ein anderes Phänomen ist offensichtlich. Der Begriff „Star“ wäre falsch gewählt, wenn die besagte Person nicht irgendetwas an sich hätte, das ein Publikum fasziniert. Sei es Ehrgeiz, Disziplin, Demut, Natürlichkeit, Risikobereitschaft oder die gewisse Prise Wahnsinn, die sich der ein oder andere für das eigene Leben wünscht.

Trotzdem bleibt die Frage nach Notwendigkeit. Brauchen wir Klassikstars? Gibt es irgendeinen Nutzen abseits des Rummels um die Person selbst?

Hier liegt die Herausforderung, die das schillernde Star-Dasein mit sich bringt. Ein Interpret, der von sich begeistert, könnte diese Bewunderung in Begeisterung für die Musik selbst verwandeln. Nicht nur könnte, er sollte sogar! Natürlich gilt das auch für jeden anderen Musiker. Der Unterschied ist jedoch, dass der Star, durch seinen Bekanntheitsgrad, für ein breites Publikum zum Repräsentanten der klassischen Musik wird. Als gegenwärtiger Anknüpfungspunkt zwischen Konsument und Komposition, leiht er der Musik für einen Moment lang sein Gesicht.

Dieses Gesicht muss man sicherlich nicht in Marmor meißeln und neben der Beethoven-Büste auf dem heimischen Klavier platzieren. Was aber nicht schaden kann, ist ein Verständnis dafür, dass hinter der „Marke Klassikstar“ die Verantwortung für etwas Größeres steckt.

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