Die beiden sind hier völlig fehl am Platz. Ein roter Standard-Stuhl, darauf ein Sopransaxophon. Daneben ein abenteuerlicher Schlagzeugaufbau – riesige Becken und Gongs inklusive – schreit förmlich nach einer anderen Location („Nimm mich, Jazzclub“).

Für das Abschlusskonzert der 10. Internationalen Schostakowitsch Tage ist es für die beiden Jazzmusiker Johannes Enders und Günter „Baby“ Sommer nun doch die Konzertscheune in Gohrisch geworden. Eine grandiose Fügung, denn auch wenn die Zuschauer im Vorfeld heimlich von unverständlicher Musik und einem fragwürdigen Experiment munkelten: Free-Jazz und Dmitri Schostakowitschs 8. Streichquartett, eine Scheune als Konzertort und ein mutiges Publikum entwickeln sich am Ende zu einem der geglücktesten und glücklichmachendsten Konzerte des viertägigen Festivals.
Vielleicht können Liebhaber von Dmitri Schostakowitsch und zeitgenössischer Musik sogar etwas mit Free Jazz anfangen. Das große, böse F-Wort, bei dem es keinen roten Faden, keine erkennbare Tonalität und schon gar keinen Sinn hinter der Musik zu geben scheint, ist den Kompositionen von Igor Strawinsky, Mieczysław Weinberg und auch Schostakowitsch relativ nahe. Einzelne Töne reiben sich quälend aneinander, Rhythmen verschieben und verabschieden sich. „Baby” Sommer und Enders haben sich das 8. Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch gepackt und es durch den Jazz-Wolf gedreht.

Relativ harmlos, fast erwartbar fängt das Konzert an. Johannes Enders spielt das „D-Es-C-H“-Motiv auf seinem Saxophon. Nicht nur Schostakowitschs Name steckt in diesen vier, zu Buchstaben gewordenen Noten, sondern auch seine Identität, seine politische Einstellung, sein ganzes Leben. Diese bedeutenden vier Noten wabern ganz sacht durch den Raum, unterstützt durch den sanften, aber stetigen Trommelwirbel, den „Baby“ Sommer mit zwei Paukenschlägeln erzeugt. Fast unbemerkt beginnen sie sich zu verändern. Mal werden sie hart gespielt, dann ganz zerbrechlich. Modulationen in andere Tonarten und Wiederholungen spielt Johannes Enders fast wie im Original, „D-Es-C-H“ solange, bis der Klang fast surreal geworden und nicht mehr zu fassen ist. Wenn das der Fall ist, dann setzt auch das Schlagzeug komplett ein und groovt sich durch den ersten Satz. Dass Johannes Enders zwischendurch gleichzeitig auf Sopran- und Tenorsaxophon spielt, verleiht dem Ganzen eine gewisse Komik, die nicht wirklich zur ernsten Geschichte des 8. Streichquartetts passen mag, aber wie sagt man so schön: Im Krieg und im Free Jazz ist alles erlaubt.
Cut.
Jetzt ein schneller Doubletime-Beat auf dem Schlagzeug. Jetzt wird der gehetzte und markant-düstere Beginn des zweiten Teils gespielt. Auf dem Saxophon, immer wieder. Die Musik ist unangenehm und laut. In der Konzertscheune verfangen sich Noten in der Luft, stolpern übereinander und verheddern sich in den Köpfen der Besucher, die erstaunlich gelassen dem atonalen Treiben auf der Bühne lauschen. Besonders beim hohen Tempo des zweiten Satzes fällt auf, wie hoch und eindrucksvoll diese Kunstform doch ist, die die beiden Männer auf der Bühne da gerade betreiben. Die Improvisation von Johannes Enders entflieht in den meisten Fällen jeglicher Tonalität und durchgehender Rhythmik. Stattdessen entwickelt die Musik einen nahezu hypnotischen Charakter, der einen schnell in seinen Bann zieht und nicht wieder loslässt.

Das wird vor allem beim vierten Teil des Stückes deutlich: Günter „Baby“ Sommer ist nun alleine auf der Bühne. Wer Schlagzeuge bisher nur als stupide Rhythmusmaschinen gesehen hatte, wird hier definitiv eines Besseren belehrt. Die Geräusche und Melodien (ja, Melodien!), die Günter „Baby“ Sommer seinem Instrument entlockt, erinnern an die verschiedensten Genres und Stücke und lassen keine Denk- oder Atempause zu. Gute-Laune-Musik ist das jedenfalls nicht. Der Rausch, in den sich Günter „Baby“ Sommer spielt, wird nie unterbrochen, der Musiker lullt sich selbst ein, bewegt sich im Takt und nimmt sich selbst so sehr gefangen, dass er zwischenzeitlich in seine eigenen Drumfills kleine Melodien hineinsingt. Diese Ekstase überträgt sich auch auf das Publikum. Abgesehen vom natürlich lauten Schlagzeug, sind in der Konzertscheune offene Münder und ungläubig blickende Augen keine Seltenheit.
Und wenn dann beim fünften Stück Günter „Baby“ Sommer durch eine Röhrenglocke einen solch (ein)dringlichen Sound erzeugt, dass man Gänsehaut bekommen könnte, dann ist das fast als wäre man dabei gewesen, als Dmitri Schostakowitsch in Gohrisch sein 8. Streichquartett komponiert hat.
Natürlich gibt es danach eine Zugabe. Zum Schluss ein eigenes Stück von Günther „Baby“ Sommer, nicht minder spannend, als das bereits Erlebte. Vielleicht ist das Grinsen im Gesicht der Musiker nun noch ein bisschen größer als zuvor. Als Jazzer eine Zugabe beim Klassikfestival geben zu dürfen – das ist nicht selbstverständlich. Mit dem letzten Stück des Abends bleibt der Jazz, der allgegenwärtige Geist Schostakowitschs verlässt den Raum und das 10. Internationale Schostakowitsch Festival entlässt seine Besucher ein letztes Mal in die sommerliche Brise von Gohrisch.
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Matthias Creutziger.
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