Grell und schrill ist die Musik zu dieser Oper und sie zieht die Zuschauerin sofort gewaltsam in das Geschehen hinein. Keine Ouvertüre gibt es, man ist sofort hineingeworfen in die Geschichte der Blutrache, die Elektra an ihrer Mutter Klytämnestra verüben will. Auch im Stück selbst gibt es keine Erholungspausen, die Musik kommt selten zur Ruhe, so dass die oder der Zuschauer-/in durchatmen könnte. Hugo von Hofmannsthal (Libretto) und Richard Strauss (Musik) wollten das Untergründige, das Grausame dieser antiken Sage herausstellen: die seelische Verletzung Elektras über den verlorenen Vater und ihre Rachgedanken, die langsam aber sicher in den Wahnsinn münden. Im Rahmen der Festtage des Theaters und der Philharmonie Essen (TuP) „Kunst hoch 5 – Die TuP-Festtage 2016 fand am Samstag den 19. März 2016 die Premiere der Oper „Elektra“ von Richard Strauss statt.
Elektras Hass auf die Mutter Klytemnestra ist darin begründet, weil diese den Vater Agamemnon ermordet hat. Die Motive für den Mord spielen für Elektra keine Rolle. Sie hat ihren geliebten Vater verloren – und die Mörderin soll dafür büßen.
Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss ging es rein um die Person Elektra und ihre Gefühle und ihr Tun.
Elektra ist geschockt und wütend auf die Mutter, dass sie ihren geliebten Vater umgebracht hat. Jeden Abend erzählt sie erneut, wie die Bluttat stattgefunden hat, erinnert sich an diesen grausamen Tag und bewahrt die Mordwaffe auf – damit mit dieser die Mörderin ihres Vaters getroffen werden möge, eines Tages, wenn auch der in die Verbannung geschickte Bruder Orest endlich zurückkehrt.
Die Bühne ist stark den Anweisungen im Libretto des Dichters Hofmannsthal nachempfunden: „unentfliehbar“ und „ohne antikisierenden Banalitäten“ sollte die Ausstattung sein. Tatsächlich hat David Bösch eine halbrunde Wand entworfen, die – scheinbar – nur in Richtung des Zuschauerraumes offen ist – weder Zugang noch Flucht scheinen möglich. Einzig allein auf der linken Seite ist eine Art Höhleneingang, das Versteck des Beiles, mit dem Vater Agamemnon erschlagen wurde und mit dem er gerächt werden soll. Keine ‘antike Säule’ thront an den Wänden – allein deren Farbe erinnert an Griechenland, sie sind unregelmäßig rot-braun gestreift und könnten Häuserwände sein.

Fotos: Matthias Jung
An der Querwand ist eine Treppe, die zum Palasteingang führt. Einzig allein die vom Librettisten geforderte Enge wird in der Essener Inszenierung nicht so deutlich. Die gesamte Handlung findet nur vor diesen Wänden und dem Palasteingang statt. Kinderspielzeug liegt herum, eine Art Kinderbett, ebenso ein Schaukelpferd. Bei Elektras täglicher Klage ruft sie ihn wie bei einem Gebet mehrere Male an, ein Tonsprung wie ein Sirenen- oder Warnton. Elektra hält immer ein Bild ihres Vaters in den Armen; das Bild zeigt Agamemnon, wie er sie küßt, die kleine Elektra nimmt fast das ganze Bild ein. Berührend, wie Elektra um ihren Vater trauert – erst recht, weil der Mord am Vater offensichtlich in der Kindheit Elektras stattgefunden hat. Und erschreckend, dass nur eine der 5 Mägde erkennt, dass hinter der Bosheit und den Flüchen der Elektra Verletzung und Trauer stecken. Eine Aufforderung auch an das Publikum, im eigenen Umfeld bei den Mitmenschen genauer hinzusehen, als sofort jemanden als „verrückt“ oder „rein boshaft“ und als „verachtenswert“ zu verurteilen.
Der Klage Elektras über den eigenen Vater folgt die Beschwörung, er möge sich doch zeigen, und sei es nur in einer Mauerritze im Hof, von lauten Bläserklängen begleitet. Danach folgt eine ruhigere Passage, wenn Elektra mit dem Vater Agamemnon spricht. Am Ende verspricht sie ihm, dass er gerächt würde; Dabei steckt sie ihre Hand in einem Eimer voll Blut und tropft es auf ihre weißes Kleid. Der Blutfleck auf ihrer Brust macht ihre seelische Verletzung durch den Verlust ihres Vaters deutlich. Die Musik steigert sich wie zu einem Triumphmarsch, allerdings mit dissonanten Untertönen. Elektra tanzt zu einem plötzlichen Walzertempo: so schön wird es sein, wenn sie und ihr tot geglaubter Bruder um das Grab des Vaters tanzen werden, ist er erst einmal gerächt. Das wirkt durch schrille und laute Klänge grotesk und unheimlich, die plötzliche Fröhlichkeit Elektras aufgesetzt.
Die Königstochter Elektra ist nicht nur in Trauer, sie ist auch eine wütende Person und faucht jede andere Hausbewohnerin an. Niemand mag sie in ihrer Nähe haben, niemand mag sie leiden, weil sie so unausstehlich ist. Mutter Klytämnestra ist die Bosheit ihrer Tochter ein Rätsel. Außerdem hat sie nur noch Alpträume, die trotz der vielen Tieropfer an die Götter, die plötzlich wie an Fleischerhaken von der Decke gelassen werden, nicht verschwinden. Gruselig wirkt so die Bühne, wie im Schlachthaus.Eines davon erinnert an ein menschliches Skelett. In immer schrilleren Tönen macht sich die Ratlosigkeit Klytämnestras über die nicht enden wollenden Alpträume Platz, ihr Zustand sei kein Schmerz, aber Ruhe hätte sie auch nicht. Anfangs ist sie noch mit Seilen zwischen den Opfertieren und ihrem Körper verbunden, so wird der Zusammenhang deutlich: mit der Opferung sollen die Götter milde gestimmt werden, damit die Alpträume aufhören. Es gäbe doch für jedes Problem ein Opfertier und einen Brauch, um die Götter anzurufen. Analog zur Jetzt-Zeit kann man sagen: viele Menschen glauben, es gäbe für jedes Leiden ein Medikament, dass die Krankheit beseitigen könne. Doch so einfach ist es im Menschenleben nicht.
Es ist durchaus zu begrüßen, dass es „Festtage der Kunst“ gibt, die sich der Frau in der Kunst widmen. Beim nächsten Mal sollte das Motto jedoch anders lauten. Was soll „unbeschreiblich weiblich“ sein? Was soll z. B. An der Figur Elektra „unbeschreiblich“ sein? Enttäuschung, Wut und Trauer über den Tod einer geliebten Person ist auch heute noch Thema und bei jedem Geschlecht möglich; wenn deshalb auch nicht gleich ein Mord verübt werden muß.
Leider kann die Rückkunft des nicht toten Bruders Orest auch keine rechte Freude in Elektra auslösen. Warum verweigert sie ihm die Umarmung? Schämt sie sich dafür, dass sie sich selbst noch nicht getraut hat, die Blutrache an der Mutter zu verüben? Auch nach der erfolgten Tötung der Mutter und ihres Liebhabers kehrt kein Frieden im Königshaus ein; die von den Mägden besungenen Feiern haben etwas Aufgesetztes, Künstliches. Das Leben, sinnlos geworden, wird von Orest und Elektra selbst beendet.
Als Elektra brilliert Rebecca Teem neben Katrin Kapplusch als Chrysothemis mit einer kraftvollen, ausdrucksstarken Stimme. In dieser Oper wird es nie wirklich leise, das Schrille und Laute beherrschen die gesamte Musik und Handlung, die Wut und Rache nehmen kein Ende. Doch auch die vergleichsweise kurze Partie des Orest (Almas Svilpa) verdient Beachtung. Sofort nach dem Fallen des Vorhangs war ein Bravo-Ruf zu hören, begeistertes, lautes Klatschen folgte. Nur wenige der Sängerinnen und Sänger bekamen Buhrufe. Wieso jedoch selbst auch alle Diener und Dienerinnen immer blutbefleckte Kleider tragen müssen (der Stallknecht erinnerte eher an einen Metzgermeister als an einen Pferdefachmann), das wirkt übertrieben. Die kontinuierlich herunterhängenden Tieropfer wirken irgendwann fast unfreiwillig komisch, weil sie von den einzelnen Figuren öfter zur Seite geschubst werden und dabei ein Geräusch verursachen, als ob man über einen Plastikball streicht. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten ist „Elektra“ aufgrund der Sängerbesetzung eine sehenswerte und musikalisch wertvolle Oper, die man gesehen haben sollte.
Oper “Elektra” von Richard Strauss am Aalto-Theater Essen. Essener Philharmoniker unter der Leitung von Tomás Netopil, Inszenierung David Bösch. http://www.aalto-musiktheater.de/premieren/elektra.htm#text
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