Sie ist ein Erlebnis

Kaum ist der letzte Ton verklungen, bricht im Saal tobender Applaus aus. Blumen werden auf die Bühne geworfen, die Bravo-Rufer überschlagen sich. In ihrem neuen Programm widmet sich die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli, bekannt für ihre stilkundige Pionierarbeit als Entdeckerin, ausnahmsweise wieder einem populären Komponisten, worauf viele ihrer Fans seit Jahren gewartet haben: Antonio Vivaldi. Und sie hat nicht nur Vivaldi-Arien im Gepäck, auch die „Vier Jahreszeiten“, die das Dortmunder Publikum mindestens genauso ins Staunen versetzen wie die charakteristische, charismatische Stimme der Bartoli.

Begleitet wird sie in diesem bunten Konzept-Konzert vom Barockensemble „Les Musiciens du Prince“ unter Leitung von Gianluca Capuano, mit Konzertmeister Andres Gabetta an der Spitze, der auch als Solist in Erscheinung tritt. Mit beeindruckender Virtuosität meistert er brillante Läufe ebenso wie lyrisch ausgesungene Melodien. Dass die Konzertsätze der „Quattro Stagioni“ sich mit den von Bartoli ausgewählten Opernarien quasi nahtlos abwechseln können, ist vor allem dem Cembalisten Luca Quintavalle zu danken, der mit improvisierten Überleitungen gekonnt das verbindet, was eigentlich nicht zusammengehört. All das ist vom Feinsten, und wird doch immer wieder in den Schatten gestellt vom Star des Abends, der seit Jahrzehnten zu Recht weltweit gefeierten Cecilia Bartoli.

Sie ist die Primadonna Assoluta. Ihr Vortrag vereint Stilsicherheit mit Ausdruckswillen, Detailwissen mit höchster Perfektion, und er profitiert von Bartolis intensiver Bühnenpräsenz. Dabei sucht die  Sängerin auch gezielt die Nähe zu „ihrem“ Publikum, bis in die letzten Reihen. Nach der Pause spaziert sie singend von ganz hinten im Saal bis nach vorne auf die Bühne, bleibt dabei immer wieder kurz stehen, wendet sich den einzelnen Zuhörern zu – ein Raunen geht durch den Saal.

Beeindruckend die lustvoll mit Ornamenten verzierte Kommunikation zwischen ihrem Gesang und der solistisch auftretenden Oboe und Traversflöte. Aber auch alle anderen Musiker des Ensembles fügen sich an diesem Abend auf berührende Weise zusammen und präsentierten  schließlich, in einem nicht endenwollendem Zugaben-Block, auch Musik abseits von Vivaldi.

Fotocredits:

Alle Fotos: © Pascal Amos Rest

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